Landesverband Amateurtheater Rheinland-Pfalz e.V.

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„Theater mit Kater“

Seniorentheater "Die Fisimatenten" begeistert das Publikum auf der Bühne der VHS Neuwied

„Theater mit Kater“

Nach langer pandemiebedingter Pause war es im März endlich soweit: Die Fisimatenten – das Theater der Aktiven Älteren der VHS Neuwied – brachten ihre neue Eigenproduktion „Theater mit Kater“ unter der Regie der Theaterpädagogin Ruth Retterath auf die Bühne der VHS Neuwied. Mit der etwas anderen Form des Märchens „Der gestiefelte Kater“ (in Anlehnung an die Bühnenfassung von Ludwig Tieck und deren Neuerzählung von Bruno Blume) wurde der vollbesetzte Saal rund anderthalb Stunden lang bestens unterhalten.

 

Gleich zu Beginn wird mit der Begrüßung durch die Reporterin (Heide Stollberg) klar, dass es sich um ein „Stück im Stück“ handelt und der Titel wortwörtlich zu verstehen ist. So befindet sich im Zentrum der Bühne eine Vorhangstange mit dem obligatorischen roten Theater-Vorhang, auf dem ein „Katerstück“ gezeigt werden soll. Auf der rechten Bühnenhälfte sitzt das kritische Theater-Publikum in Form von Frau Fischer (Sabine Zeymer), Frau Müller (Gaby Jahnke) und Frau Schlosser (Christa Mickeluhn). Die drei Damen, die einen unweigerlich an das kongeniale Duo Waldorf und Statler aus der Muppets-Show erinnern, begleiten die komplette „Bühnenhandlung“ mit ihren besonders kritischen oder besonders euphorischen Kommentaren und sorgen immer wieder für Lacher im Saal.

 

Mit dem Öffnen des roten Vorhangs beginnt das „Katerstück“ auf der Theaterbühne – das wohlbekannt Märchen vom gestiefelten Kater: Bauernsohn Gottlieb (Andrea Pickenhahn und Annette Müller-Ehscheidt) erbt von seinem Vater, einem Müller, als jüngster Sohn nur einen Kater. Dieser Kater (Marie-Luise Buchholz) stellt Gottlieb Hilfe in Aussicht, wenn diese ihm ein Paar Stiefel machen lasse, so dass er sich unter den Leuten sehen lassen kann. Der Kater fängt nun ein Rebhuhn und überreicht dieses dem König (Waltraud Meyer-Holzer) als ein Geschenk „seines Herrn, des Grafen von Carabas“. Der König, der im Speisesaal residiert und von seinem Hofnarren (Heidi Berberich) unterhalten wird, entlohnt den Kater reichlich. Schließlich empfängt der König  den Prinz von Malsinki (Gabriele Küppers), der um die Hand der Prinzessin (Gabriele Schammler) anhält.

 

Diese weigert sich aber, den Prinzen zu heiraten, da sie nur aus Liebe eine Ehe eingehen will. Nun bedient sich der Kater einer List: er lässt den angeblichen „Grafen von Carabas“ nackt in einem See baden, den der König mit seiner Tochter auf einer Ausfahrt passiert und klagt, ein Dieb habe seinem Herrn die Kleider gestohlen. Hilfsbereit überlässt nun der König dem vermeintlichen Grafen sein königliches Gewand und bittet ihn, in seiner Kutsche Platz zu nehmen.

 

Die Prinzessin wirft dabei ein Auge auf den Grafen. Der Kater eilt voraus und bringt den Arbeitern in Feld und Wald dazu, dem später vorbeifahrenden König auf dessen Frage zu antworten, die Ländereien gehörten „dem Grafen von Carabas“. Deren wahren Besitzer ist allerdings ein mächtiger Zauberer (dessen Stimme per Tonband als besonderer Effekt eingespielt wird). Der Kater bringt den Zauberer dazu, Kunststücke vorzuführen. Da dieser sehr eitel ist, lässt er sich dazu überreden, sich in eine Maus zu verwandeln – und wird vom Kater aufgefressen! Müllersohn Gottlieb übernimmt damit das Schloss des Grafen und erhält die Hand der Prinzessin – Happy End.

 

Regisseurin Retterath greift zu dem sehr schönen Mittel, das Märchenstück im Stile vom Kasperle-Theater zu inszenieren. So sind die Wangen der Darstellerinnen deutlich rot geschminkt, die Kostüme erinnern an die entsprechenden Puppen-Vorlagen, Pappschilder mit der Aufschrift „Wald“ und „Feld“ dienen als Kulisse und die Requisiten sind erkennbar aus Pappmaché gebaut (Bühnenbild, Requisiten: Ingrid Bachmann und Heide Stollberg). Mit großem Augenzwinkern wird hier das Theater als „Kunstwelt“ ausgestellt, bis hin zum zu früh aufgezogenen Vorhang, hinter dem die Schauspieler noch in der Pause sind und Curry-Wurst essen, oder die Regisseurin (Corneli Bollinger) verzweifelt versucht, die Vorstellung am Laufen zu halten. Und natürlich übt es einen besonderen Charme aus, wenn die Darstellerinnen einer Seniorentheater-Gruppe sich kopfüber in das Spiel von Prinz und Prinzessin stürzen.

 

Die verschiedenen Spielebenen, die unterschiedlichen Stilmittel und vor allem das munter aufspielende Ensemble sorgen für einen kurzweiligen Theaterabend – an dessen Ende ein besonderer Abschluss steht: Zuschauer und Ensemble singen gemeinsam glücklich den Kanon „Abendstille überall“.

 

Bericht: Heike Mayer-Netscher

Fotos: Fisimatenten