Im November 2022 durfte der Orientexpress endlich runter vom Abstellgleis.
Nach der Absage der geplanten Vorführungen für das Jahr 2020 und einer langen coronabedingten Zwangspause begann die Theatergruppe Hetzerath Ende 2021 mit den Proben für das Projekt „Mord im Orientexpress“.
Das Stück basiert auf dem bekannten Roman von Agatha Christie und vereint Krimi-Elemente mit Witz, Charme, Satire und zahlreichen Dialogen, deren Aussagen aktueller nicht sein könnten.
Vor zehn Jahren schrieb Ken Ludwig, Dramatiker und Regisseur, „Mord im Orientexpress“ als Theateraufführung, die der Inszenierung in Hetzerath als Grundlage diente. Ludwig konnte nicht ahnen, welche Aktualität und Brisanz die Worte von Poirot auch heute haben würden.
Regisseur Ottmar Hauprich, der sich im Vorfeld intensiv mit jedem der 12 Charaktere auseinandersetzte und viele verschiedene Inszenierungen in unterschiedlichen Städten und Kulissen besuchte, unterstützte die Schauspieler in den mehr schlecht als recht regelmäßig stattfindenden Proben immer wieder durch Hintergrundinformationen und wertvolle Tipps im Zusammenspiel untereinander. Im Nachhinein zeigte sich, dass Hauprichs Gespür für seine Gruppe mal wieder goldrichtig lag: Jede Schauspielerin und jeder Schauspieler ging in seiner Rolle auf, lebte und verkörperte diese auf der Bühne. Eine unglaubliche Herausforderung nahm das älteste Mitglied der Theatergruppe an. Heinz- Peter Eberhard überzeugte in seiner Paraderolle des Detektivs Poirot.
Als langjährige Schauspielerin der Theatergruppe war es für mich eine unglaubliche Erfahrung, Teil eines solch aufregenden Projekts zu sein. Nach vielen Jahren wagten wir uns wieder an ein großes Theaterprojekt heran, welches coronabedingt und auch durch die Lebensumstände aller Mitglieder des Theatervereins immer wieder vor große Herausforderungen und bange Minuten gestellt wurde. Trotz aller Widrigkeiten stellte sich unsere Theatergruppe als Einheit dar, die miteinander und übergreifend Hand in Hand arbeitete, so dass sich am 18. November 2022 endlich der Vorhang für das Stück „Mord im Orientexpress“ öffnen konnte.
An 5 Abenden spielten wir in der ausverkauften Bürgerhalle in Hetzerath und zogen das begeisterte Publikum in unseren Bann. Fasziniert war dieses nicht nur von der schauspielerischen Leistung jeder
einzelnen Rolle, sondern auch vom beeindruckenden und aufwendigen Bühnenbild sowie der ausgefeilten Technik. Diese spielte punktgenau an die 40 Einspieler ein und setzte jede Szene ins rechte Licht. Vom ersten Augenblick an beeindruckte die Kulisse mit ihrer detailverliebten Ausstattung und hob die Schauspieler in ihren Kostümen, die diese selbst mit großer Sorgfalt und Liebe ausgewählt hatten, hervor. Das Team vom Bühnenbau, welches durch ein ausgeklügeltes System den Umbau der Kulisse ermöglichte und somit absolut effektiv die gegebenen Bedingungen der Bürgerhalle nutzte, verschob zwischen einzelnen Szenen in kurzer Zeit Bühnenelemente, sodass der Orientexpress einmal als Speisewagen und einmal als Schlafwaggon zu sehen war.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Inszenierung des Stücks „Mord im Orientexpress“ sowohl für das Publikum als auch für die Schauspielerinnen und Schauspieler und das gesamte Ensemble eine unvergessliche Erfahrung war. Der Prozess der Vorbereitung, die Zusammenarbeit und die Aufführungen vor voll besetzter Halle haben gezeigt, wie mächtig und schön die Kunstform des Theaters ist und wie wertvoll es ist, immer wieder in diese einzutauchen.
Bericht von Yvonne Willwert