Die Corona-Krise trifft das Amateurtheater ins Mark. Es ging von 100 auf 0. Quasi über Nacht schlossen sich die Vorhänge der Theaterbühnen und es wurde still. Der Probenbetrieb ruht, Vereinsarbeit, Sitzungen und Versammlungen verlagern sich in digitale Welten. Trainings mit Kindern, Jugendlichen oder Senior*innen finden teils online, oft gar nicht mehr statt. Kontaktverbote, das Verbot von Großveranstaltungen und die Distanzgebote lassen Aufführungen in absehbarer Zeit unmöglich erscheinen. Die Freilichtsaison wurde vielerorts bereits ganz abgesagt. Internationale und nationale Festivals, Spielbegegnungen und Work-shops können nicht stattfinden. Verbände müssen Seminare und Fortbildungen absagen… die Auflistung könnte jede und jeder von uns sicher noch um einige Aspekte ergänzen. Und natürlich gibt es gute Gründe für diese politischen Entscheidungen.
Doch bei all der Resignation muss man auch die vielfältige Aktivität und das hohe ehrenamt-liche Engagement in diesen Tagen sehen und betonen: Vielerorts werden Kartenkäufe eh-renamtlich im großen Stil rückabgewickelt, kreative Spendenaktionen gestartet, Inhalte online angeboten und kurzweilige Ideen als Video und in sozialen Medien präsentiert. Proben und Treffen finden in Videokonferenzen statt. Es entstehen ganz neue Formate und vor allem bleiben Vereine und Theatermacher*innen auch auf sozialer Distanz in Kontakt. Viele Vereine organisieren Einkaufshilfen für die Mitglieder der sog. Risikogruppen, Theaterschneidereien nähen Mund-Nasen-Bedeckungen oder Vereine spenden Schutzausrüstungen an örtliche Krankenhäuser und Altenheime. Ein hohes Engagement und ein gelebter Zusammenhalt im deutschen Amateurtheater!
Die Verbände machen Lobbyarbeit bei den Ministerien und Fördergebern und kämpfen für Möglichkeiten und Perspektiven auch an den Notfallfonds zu partizipieren und den Fortbestand der Vereine und Amateurtheater zu sichern. Im Internet entstehen Plattformen der Kollaboration und zum Ideenaustausch. Die Arbeit geht weiter – nur ganz anders! Es wirkt ein bisschen wie üble Prophezeiung, dass das BDAT Jahresthema 2020 „Darstellende Künste und Digitalisierung“ ist und wir uns auf dem Treffen der Verbände Ende Februar intensiv mit digitalen Formaten der Fortbildung beschäftigt haben. Jetzt sind wir über Nacht in die Anwendung geraten und alle zeigen viel Kreativität und Neugierde, neue Wege auszuprobieren. Wir werden gemeinsam viel lernen und viele Erfahrungen sammeln.
Das alles kann das Theater, wie wir es kennen und lieben, auf Dauer nicht ersetzen. Irgend-wann geht es zurück von 0 auf 100, nur das Tempo und der Zeitpunkt sind weiterhin nicht seriös abzusehen. Wir freuen uns schon jetzt auf lebendiges Amateurtheater in Stadt und Land, mit Jung und Alt, draußen und drinnen, international, bunt, inklusiv, vielfältig und ana-log und digital. Das dies möglich sein wird, liegt an Ihnen/Euch, den Engagierten des deutschen Amateurtheaters! Unsere dauerhafte Wertanlage sind die über 160.000 Amateurthea-termacher*innen in Deutschland. Wir danken euch von Herzen für euer Engagement und sind stolz, uns auf euch verlassen zu können.
Eure Zuneigung, eure Ausdauer, eure Kreativität und eure Schaffenskraft für das Theater kann auch eine Pandemie nicht stoppen. Und sobald der Coronavirus seine Wirkkraft verliert, werdet Ihr wieder eine Menge Leute mit dem Theatervirus infizieren!
Bleibt begeistert, bleibt dem Theater treu und bleibt gesund!
Ihr/Euer
Simon Isser
Präsident Bund Deutscher Amateurtheater e. V.
Foto: BDAT, Carina Ibsch