Am 16. und 17. November 2019 waren DIE VIELEN im Neuen Museum, dem Staatlichen Museum für Kunst und Design in Nürnberg zu Gast. In Kooperation mit dem Bewerbungsbüro Kulturhauptstadt Europas Nürnberg 2025 waren die über 3000 Kultureinrichtungen, die bundesweit und in Österreich die ERKLÄRUNGEN DER VIELEN unterzeichnet haben, zu einem Treffen eingeladen, das ein Jahr nach der ersten (Berliner) Erklärung dem überregionalen Meinungsaustausch dienen sollte.
Glänzend moderiert wurde das zweitägige Treffen vom Theaterregisseur und Schauspieler Steffen Kiewar und der Kuratorin und Dramaturgin Felizitas Stilleke.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden von der Kulturreferentin der Stadt Nürnberg Frau Prof. Dr. Julia Lehner, der Direktorin des Neuen Museums Nürnberg Frau Dr. Eva-Christina Kraus, dem MdB Erhard Grundl (Mitglied des Kulturausschusses des Bundestags und (in einer Videobotschaft) vom Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz Dr. Carsten Brosda, dem Senator für Kultur und Medien der Hansestadt Hamburg begrüßt.
Es folgte eine Auftaktdiskussion über die Gefährdung der Kunstfreiheit durch Rechtspopulismus und Wege, Angriffen zu begegnen, an der Carina Book (Autorin und Politikwissenschaftlerin), Amelie Deuflhard (Künstlerische Leiterin des Produktionshauses Kampnagel in Hamburg), Richard Gebhard (politischer Bildner und Publizist) und Ludwig Haugk (Chefdramaturg am Maxim Gorki-Theater in Berlin) teilnahmen. Es entspann sich eine rege Auseinandersetzung der Beteiligten auf der Bühne und dem Publikum, wobei sich durchaus unterschiedliche Auffassungen darüber zeigten, wie die Kunstfreiheit am effektivsten verteidigt werden kann.
In der Folgezeit fanden an vier parallelen Orten Dialoge über strukturelle Verdichtungspunkte einer aktiven Kunst mit
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- Ulf Aminde (Künstler und Professor an der Weißensee Kunsthochschule Berlin) und Alexander Hoffmann (Strafverteidiger u. a. im NSU-Prozess),
- Selcuk Cara (Opern- und Konzertsänger, Regisseur) und Peter Spuhler (Generalintendant Badisches Staatstheater Karlsruhe),
- Kathrin Röggla (Vizepräsidentin der Berliner Akademie der Künste und Autorin) und Hasko Weber (Generalintendant des Nationaltheaters Weimar sowie
- Dr. Susanne Keuchel (Präsidentin des Deutschen Kulturrates und Direktorin der Akademie Kulturelle Bildung des Bundes und des Landes NRW) und Janina Benduski (Vorsitzende des Bundesverbandes Frei Darstellende Künste)
statt.
Vor der Kaffeepause berichtete der Journalist Peter Laudenbach von seiner Recherche zu dem zusammen mit John Goetz in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Artikel Druck von rechts. Die Recherche dokumentiert, wie Theater, Opernhäuser und Museen von der Neuen Rechten unter Druck gesetzt und bedroht werden.
Anschließend diskutierten die TeilnehmerInnen in verschiedenen Workshops über die Möglichkeiten, sich gegen die Versuche rechtspopulistischer und völkisch-nationaler Strömungen zur Beschränkung der Kunstfreiheit zur Wehr zu setzen.
Der darauf folgende Sonntag begann mit einem Bericht von Holger Bergmann und Philine Rinnert vom Vorstand des Vereins DIE VIELEN e.V. über die Vorbereitungen der Aktionstage vom 8. und 9. Mai 2020. Am 8. Mai wird sich das Ende des 2. Weltkriegs und die Befreiung vom Hitler-Faschismus zum 75. Male jähren und am folgenden Tag wird der Europatag gefeiert. Zur Vorbereitung dieser Aktionstage verabschiedeten die Anwesenden eine Abschlusserklärung.
Es folgten Beiträge von Kübra Gümüsay, Journalistin und Netzaktivistin, die ihren Vortrag über Organisierte Liebe wiederholte, von Jean Peters von Peng! e.V. über Radikalität, von der Autorin Gerhild Steinbuch, einer Repräsentantin der österreichischen VIELEN, und von Maximilian Dorner, Schriftsteller und Dramaturg.
Im Anschluss hieran entrichteten MdB Helge Lindh, ein weiteres Mitglied des Kulturausschusses des Bundestags, und (per Videobotschaft) die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags Claudia Roth den TeilnehmerInnen des Ratschlags ihre Grüße.
Den Abschluss der Vorträge im Museum selbst bildete der bewegende Beitrag der Schauspielerin Maya Alban-Zapata, die von ihren Erfahrungen mit Rassismus in der Realität der deutschen Theaterlandschaft berichtete.
Dann zog es die Teilnehmer hinaus auf die Plätze und Straßen Nürnbergs. In einem glänzenden Umzug mit goldenen Fahnen und Regenschirmen zogen die anwesenden VIELEN vom Neuen Museum zur Straße der Menschenrechte am Kornmarkt, um dort (temporär im Rahmen der Kundgebung) die Säule der Kunstfreiheit zu errichten.
Wir rufen unsere Mitgliedsbühnen nochmals auf, die Rheinland-Pfälzische Erklärung der Vielen ebenfalls zu unterzeichen. Alle Bühnen, die die Erklärung unterzeichnet haben, sind in unserem Mitgliederverzeichnis mit dem goldglänzenden Logo der VIELEN gekennzeichnet.