Landesverband Amateurtheater Rheinland-Pfalz e.V.

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Mit Mut, Herz und viel Talent

Häwwich-Theater begeistert mit dem Stück "Der Zauberer von Oz"

Mit Mut, Herz und viel Talent

Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Dorothy, die sich auf den Weg zum „Zauberer von Oz“ macht, um aus dem Zauberreich wieder nach Hause zu gelangen? Dabei wird sie begleitet von einer dummen Vogelscheuche, die sich nichts mehr wünscht als Verstand, einem Blechmann, der traurig darüber ist, dass er kein Herz hat, und einem mutlosen Löwen, der so gerne heldenhaft und der König der Tiere wäre. Wagemutig, den Vergleich nicht scheuend, hat das Häwwich-Theater aus Busenberg dieses Stück, dass dank Judy Garland auch in Deutschland heute zu den Klassikern gehört, auf die Bühne gebracht – und begeisterte mit einer ausgezeichneten Inszenierung große und kleine Zuschauer so sehr, dass am Ende auch ein vierter Vorhang den Schauspielern nicht reichte, um den nicht enden wollenden Applaus in Empfang zu nehmen.

Ein großartiges Bühnenbild, phantasievolle Kostüme und ein grandioses Ensemble entführte das Publikum am Ostermontag im Busenberger Bürgerhaus Drachenfels in eine andere Welt. Schnell war das berühmte Filmmusical, das 1939 erstmals über die Leinwand flimmerte, vergessen. Man war mittendrin in einem Abenteuer, fieberte mit den Helden fast ebenso mit, wie die vielen kleinen Zuschauer, die gebannt dem Spiel auf der Bühne folgten.

Wir alle sehnen uns nach einer besseren, toleranteren Welt, nach Freunden mit Herz, Mut und Hirn, nach Hilfsbereitschaft und Teamgeist. All das bietet dieses zauberhafte Kindermärchen und das Häwwich-Theater sorgte über 60 Minuten dafür, dass man die Welt da draußen vergessen konnte.

Herausragend nicht nur Michèle Keller-Buttell, die als böse Hexe unbedingt die roten Zauberschuhe von Dorothy in ihren Besitz bringen will und dabei mit ihrem grellen Kichern und ihren, unter beeindruckenden Spezialeffekten zusammengebrauten Zaubertränken versuchte, den kleinen im Saal das Fürchten zu lehren. Herausragend auch die Vogelscheuche (Charlotte Frank) die genau so war, wie man sich eine zum Leben erweckte Strohpuppe ohne Knochen im Leib vorstellt und die teilweise wie eine Gummifigur Schwierigkeiten hatte, wieder auf die Beine zu kommen.

Im Gegensatz dazu ein bewundernswerter Sebastian Zwick, der vollkommen steif, wie ein Blechmann eben, über die Bühne stakste und grandios auch Dennis Buttell als feiger Löwe, der sich vor seinem eigenen Schatten fürchtete. Souverän füllte Marlen Kugler die Rolle der liebenswerten Dorothy aus, der eine zauberhafte, gute Hexe (Luisa Henky) zur Seite stand.

Die Vorstellung begann bereits mit einem Gänsehaut erzeugenden Highlight, als Lilly Werhahn, die später auch noch als einer der vier fliegenden Affen zu sehen war, ganz in zivil auf die Bühne trat und a capella das unvergessene Lied „Over the Rainbow“ intonierte. Als sich herausstellte, dass der große Zauberer von Oz (Ralph Keller) nichts weiter als ein Betrüger war, war man nur allzu schnell bereit, ihm zu verzeihen, machte er doch den drei Weggefährten Dorothys klar, dass sie auf der Reise zu ihm und mit Vernichtung der bösen Hexe unter Beweis gestellt hatten, dass sie all das, was sie verzweifelt für sich suchten, Mut, Herz und Verstand, längst besaßen.

Auch die vielen kleinen Nebenrollen, wie die Munchkins, die Bäume oder die Mohnblumen, deren in den Schlaf versetzender Duft bis in die letzte Reihe des Theaters zu riechen war, wurden von den Kindern des Jugendtheaters perfekt ausgefüllt. Herausstechend dabei die Erstklässlerin Emmi Krell aus Erfweiler, die zum ersten Mal auf der Bühne stand und das Theaterblut mit der Muttermilch aufgenommen zu haben scheint. Die Kleine bezauberte bis zum Schluss mit Charme, Selbstbewusstsein und ihrer Textsicherheit, souverän stahl sie am Ende selbst Theaterdirektor Markus Buttell die Show.

Eine herausragende Inszenierung (unter der Leitung von Jugendwartin Susanne Köhler), die keine Wünsche offen lässt und die deutlich macht, dass die tiefere Botschaft dieses im Jahr 1900 erschienenen Kinderbuchs von Lymann Frank Baum auch in der schnelllebigen Zeit nichts von ihrer Bedeutung verloren hat.

von Lilo Hagen, Pirmasenser Zeitung