Landesverband Amateurtheater Rheinland-Pfalz e.V.

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„Die Welt aufs Spiel gesetzt“

Am Sonntag endete das transkulturelle Festival THEATERWELTEN in Esslingen

„Die Welt aufs Spiel gesetzt“

„Ist Theater ein sicherer Ort in einer unsicheren Welt?“ Auf diese Frage antwortete der philippinische Theatermacher Riki Benedicto: „No, it is not – but we can struggle for it to make the world a safer place through theatre.” Vom 13. bis 16. Oktober 2022 fand die 5. Ausgabe des Festivals THEATERWELTEN statt. Theatergruppen aus der Ukraine, dem Libanon, Israel-Palästina, Chile, den Philippinen, Simbabwe, Mexiko und Deutschland zeigten ihre Performances.

 

Vor welchen Herausforderungen unsere Welt derzeit steht und wie Theater in aller Welt darauf reagieren, war bei neun Theateraufführungen mit unterschiedlichsten künstlerischen und ästhetischen Handschriften zu erleben. Über 20 Theaterworkshops, Vorträge und Panels öffneten Räume, in denen mehr als 300 Teilnehmer*innen und Festivalbesucher*innen Theater aus unterschiedlichsten Perspektiven reflektierten und im gemeinsamen Theaterspiel erprobten.

 

Unter dem Motto „Theater und sichere Räume“ bot Theaterwelten als globales Community-Festival an neun Orten in der gesamten Stadt Gelegenheiten für die transkulturelle Begegnung zwischen Gästen aus aller Welt und der Esslinger Stadtgesellschaft.

 

„In diesen Tagen wurde schmerzlich deutlich, dass unsere Welt allerorts und in vielen Hinsichten vor einem Abgrund steht. Theatergruppen stellen sich auf den globalen Bühnen diesen Problemen. Mit ihrer künstlerischen Arbeit setzen sie die Welt gleichsam aufs Spiel und geben so ein ermutigendes und hoffnungsvolles Zeichen.“ Hierin waren sich der Präsident des Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) Simon Isser, die diesjährige Festivalleiterin Babette Ulmer (stage divers(e)) und der Künstlerische Leiter Stephan Schnell (BDAT) als Veranstalter einig.

 

Die Aufführungen

 

Den Anfang machte die Gruppe IYASA aus Bulawayo mit „VOICES FOR CHANGE (Our Future Unmasked)“. In ihrer bewegungsstarken und rasanten Performance verknüpften sie afrikanische und europäische Theaterformen, um Themen der Zeit für nachhaltige Entwicklung künstlerisch greifbar zu machen.

 

Als Gastbeitrag der Württembergischen Landesbühne Esslingen zeigte das Arab-Hebrew Theater aus Tel Aviv mit „Romeo und Julia“ künstlerisch eindrucksvoll, wie schwierig und zugleich dringlich Prozesse der Kooperation zwischen Israel und Palästina sind.

 

Die Perspektiven von Jugendlichen stellten die deutschsprachigen Ensembles die SCHOTTE aus Erfurt mit „Tschick“ und das Esslinger Jugendtheater Neue Wege II mit „Meine Flügel“ ins Zentrum ihrer Arbeiten.

 

Die Lebensrealitäten marginalisierter Jugendlicher im Alltag von Beirut bildeten den Ausganspunkt für „I see my ghost coming from afar“. Der Tanztheaterperformance, durchsetzt mit Spielszenen, gelang durch die atmosphärische Dichte der Aufführung eine hohe emotionale Nähe zum Publikum aufzubauen.

 

Die emotionalen Verwüstungen in Zeiten des Krieges wurden für alle Anwesenden der Lesung „Ukraine in Flammen“ schmerzlich gegenwärtig. Vertreter*innen des theatre studio 11 aus Kiew hatten in Zusammenarbeit mit dem dokumentartheater Berlin die seit Kriegsbeginn geschriebenen, selbstverfassten Gedichte, Notizen und Briefe zusammengestellt.

Inmitten der brennenden Fragen schafften Elisa Medina und Nacho Cárcaba aus Acapulco mit ihrer anarchisch verspielten site-specific performance „How to love Bonito“ neue, befreiende Spielräume für ein Publikum aus Jung und Alt.

 

Im Rückgriff auf eine historische Begebenheit und in einer popkulturellen Perspektive auf queere Ästhetik lenkten Be our guests theatricals aus Manila mit ihrer bildstarken Aufführung „13. September“ den Blick auf die Genderthematik.

 

Für den theatralen Schlusspunkt sorgte La Mona Ilustre aus Santiago de Chile mit dem Stück „Juan Savador Tramoya“, das als „tragikomisches und chaplinesk gefärbtes Delirium“ das Publikum in einen Rausch der Heiterkeit versetzte.

 

An der abschließenden Kanutour mit theatralem Stadtspaziergang nahmen zusammen mit den Gruppen und Besucher*innen des Festivals auch der Arbeitskreis Sicherheit, Gemeinderatsvertreter*innen des Kulturausschusses, die stellv. Leiterin des Kulturamtes und der Leiter des Ordnungs- und Standesamtes teil. Sie zeigten damit nachdrücklich die Wertschätzung für THEATERWELTEN in Esslingen, die Jugendgemeinderat Cedric Müllner bei der Eröffnung betont hatte.

 

Mehr Informationen zum Festival und zum weltweiten Theaternetzwerk: www.theaterwelten.info

 

Foto: How to love Bonito – Michael Schaefer