Am 24./25. September trafen sich rund 40 Vertreter*innen der 18 Mitgliedsverbände des Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) in Pforzheim (Baden-Württemberg) zur jährlichen Bundesversammlung. Bei der turnusgemäßen Wahl standen zwei von vier Vizepräsidenten zur Wiederwahl. Der in Rudolstadt als Veranstaltungsreferent tätige Frank Grünert und der in Hamburg beheimatete Dipl. Rechtspfleger (FH) Christian Dennert wurden von den Delegierten für eine weitere Amtsperiode von vier Jahren bestätigt. Weiterhin gehören dem ehrenamtlichen Geschäftsführenden Präsidium an: Simon Isser (Präsident/Hessen), Dr. Sandra Wirth (Vizepräsidentin/Sachsen) und Nils Hanraets (Vizepräsident/Niedersachsen).
Frank Grünert, der sich ehrenamtlich auch als Vorsitzender des Thüringer Theaterverbandes und als Leiter des Rudolstädter theater-spiel-ladens engagiert, ist seit 1996 im Präsidium des BDAT aktiv. Beim Festival amarena, das in diesem Jahr vom 22.-24. September zeitglich in Essen, Gotha, Pforzheim und Quedlinburg stattfand, ist er Künstlerischer Leiter und Kuratoriumsvorsitzender. Außerdem begleitet er das internationale Festival THEATERWELTEN. Als regionaler Ansprechpartner ist er für die Länder Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt aktiv.
Der amtierende Präsident des Verbandes Hamburger Amateurtheater Christian Dennert und Spielleiter der Volksspielbühne Rissen von 1955 e.V. war bereits von 2012 bis 2016 im BDAT-Präsidium vertreten. Er ist nach zweijähriger Pause seit 2018 weiterhin als Vizepräsident aktiv. Schwerpunkte seiner Arbeit liegen in den Bereichen Volkstheater, Mundart und Sprachen. Zudem setzt er sich für eine stärkere Vernetzung der Theaterbasis und für eine Weiterentwicklung digitaler Theater- und Kommunikationsformte ein. Er ist regionaler Ansprechpartner für die Länder Bremen, Hamburg, Saarland und Schleswig-Holstein.
Vom Südtiroler Theaterverband und als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Amateurtheaterverbände AddA, die in diesem Jahr in Südtirol 50-jähriges Bestehen feiert, überbrachte Peppe Mairginter herzliche Grüße zur Jahresversammlung. Zu Gast war auch der Ehrenpräsident des BDAT Norbert Rademacher.
Die Finanzbuchhalterin des BDAT Lijntje de Wit stellte den ausgeglichenen Jahresabschluss 2021 vor. Die Bundesversammlung dankte der scheidenden Revisorin Renate Mörsdorf (Arbeitsgemeinschaft Mundarttheater Franken) und dem Revisor Peter Herborg (Hessen) für ihre Prüfung und sprach dem Geschäftsführenden Präsidium die Entlastung aus. Bei den Neuwahlen wurden Thomas Holtkamp (Rheinland-Pfalz) als Revisor und Raphael Wohlfahrt als Ersatzrevisor (Baden-Württemberg) gewählt.
Im Anschluss erläuterte Geschäftsführerin Irene Ostertag die Chancen und Herausforderungen, die sich im aktuellen Jahr im Kontext der erst im September bewilligten Mittel für „pandemiebedingten Mehrbedarf“ aus dem Haushalt der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) ergeben.
Positiv ist, dass auch die Mitgliedsverbände mit bis zu 3.000 Euro je Verband von diesen Mitteln profitieren und bis Jahresende z. B. in Technik/Digitalisierung und Beratungsangebote investieren können, die aufgrund der Pandemiefolgen notwendig sind.
Des Weiteren stellte die Geschäftsführerin den Wirtschaftsplan 2023 vor. Sie wies darauf hin, dass stark steigende Energiekosten auch den BDAT für die Finanzplanung 2023 vor große Herausforderungen stellen. „Unsicher ist auch die Förderung durch das Auswärtige Amt für internationale Spielbegegnungen im Inland und Ausland“, berichtete die Geschäftsführerin. „Sie ist von starken Kürzungen bedroht oder wird eventuell 2023 ganz eingestellt. Das würde zahlreiche Austauschprojekte und Festivals der Zivilgesellschaft verhindern, ein desaströses Signal in der jetzigen weltpolitischen Lage.“ BDAT-Präsident Simon Isser rief dazu auf, dass außer dem BDAT auch viele Aktive von Festivals und Projekten gegen die Kürzung oder Einstellung kulturpolitisch aktiv werden!“
Im Zuge der Bundesversammlung wurden neue Mitglieder in das amarena Kuratorium berufen, das u. a. über die Auswahl der jeweiligen Preiskategorien beim Wettbewerb um den Deutschen Amateurtheaterpreis amarena entscheidet und die Nominierungen verantwortet. Neue Mitglieder sind: Hülya Karci, freie Dramaturgin, Theaterpädagogin, Drehbuch- und Bühnenautorin sowie Regisseurin (Berlin/Türkei) und Bärbel Mauch (Reutlingen) vom Verband Deutscher Freilichtbühnen mit langjährigen Erfahrungen als Spielerin, Regieassistentin und 2. Vorsitzende des Naturtheater Reutlingen.
Schriftliche Berichte des Präsidiums, der Geschäftsführerin, der Bildungsreferenten und der Öffentlichkeitsreferentin wurden mit aktuellen Hinweisen ergänzt, u. a. zur digitalen Lernplattform Moodle mit aktuellen Fortbildungsangeboten wie auch zu diversen Themen der Öffentlichkeitsarbeit. Hier wurden auch Entwicklungen der Themenschwerpunkte „Diversität“ (seit 2021) und in diesem Jahr „Amateurtheater, Demokratie und Dialog“ erläutert.
In ihrem Videobeitrag berichtete Sigrid Haase, Pädagogische Referentin und Bereichskoordinatorin des Bundesfreiwilligendienstes Kultur und Bildung im Amateurtheater, über zahlreiche Aktivitäten und Initiativen im Jubiläumsjahr. Vor 10 Jahren wurde der BFD Amateurtheater ins Leben gerufen und schreibt seitdem seine Erfolgsgeschichte fort. Allein im Berichtszeitraum (09/2021 – 08/2022) absolvierten 56 Menschen im Alter zwischen 18 und 78 Jahren ihren Freiwilligendienst in 11 Bundesländern. Vier Freiwillige reisten aus Chile, der Dominikanischen Republik, Indonesien und Chile nach Deutschland, um sich hier zu engagieren. Digital, hybrid und präsent finden die Austausch- und Weiterbildungstreffen statt, zudem bietet der BDAT Beratung und Unterstützung für die Freiwilligen und Einsatzstellen.
Berichte der Mitgliedsverbände, der Austausch mit den Delegierten zu aktuellen Projekten und Veranstaltungen 2022 sowie Planungen für die kommenden Jahre waren weitere Tagungsinhalte. Die kurzfristig im zweiten Halbjahr 2022 aufeinander folgenden Veranstaltungen wie das Festival amarena mit der Bundesversammlung, die Fachtagung zum Deutschen Kinder-Theater-Fest, das Festival THEATERWELTEN, das Spielleiter*innenseminar und das Europäische Senior*innentheater-Forum – alle im September/Oktober – waren und sind nicht zuletzt auch große personelle Herausforderungen für den BDAT.
Für das Jahr 2023 stehen beim BDAT u. a. im Fokus: Diverse Fortbildungsveranstaltungen für alle Altersgruppen (analog, digital und hybrid), die weitere Stärkung des Bundesfreiwilligendienstes Kultur und Bildung 27plus im Amateurtheater. Darüber hinaus sind internationale Kooperations- und Vernetzungsprojekte wie die internationale Jugendtheaterfortbildung Babylon (Südtirol) in Planung. Der Austausch zu künstlerischen Fragestellungen und Sachthemen im Amateurtheater steht beim Treffen der Verbände und in den Gremien im Zentrum. Informationen zu allen Verbandstätigkeiten, Projekten und Terminen unter: www.bdat.info.
Foto: Katrin Kellermann