Landesverband Amateurtheater Rheinland-Pfalz e.V.

Nachrichten

„Wir träumen vom Sommer“

Bericht vom generationenübergreifenden Lehrgang des Landesverbandes in der Jugendherberge Diez

„Wir träumen vom Sommer“

Shakespeare als Krimi, Drama, Komödie und Märchen

 

Generationenübergreifendes Lehrgangswochenende in der Jugendherberge Diez vom 11.-13. September 2020

 

Bericht von Heike Mayer-Netscher

 

Die Grundidee dieses generationsübergreifenden Wochenendes war es, dass erstmals alle Lehrgänge des Landesverbandes an einem einzigen Wochenende stattfinden, um das Kennenlernen und die Vernetzung der Bühnen des Verbandes untereinander und mit dem Vorstand zu ermöglichen. Alle Workshops sollen sich mit der gleichen Szene auseinandersetzen – aber in unterschiedlichen Genres (Krimi, Komödie, Drama, Märchen). Die Wahl fiel auf Szene 1 und den Anfang von Szene 2 des II. Akts von Shakespeares Sommernachtstraum – in der Elfen, Liebesdrama, Krimi-Elemente und Komisches zu finden sind. Der fünfte Lehrgang (zur Bühnentechnik) hatte die Aufgabe, die Arbeitsergebnisse in der Schlusspräsentation am Sonntag in passendes Licht zu setzen.

 

Lange hatten wir gezögert und gegrübelt – doch dann haben wir uns als Vorstand Anfang Juli entschlossen: Wir ziehen dieses Wochenende durch! Dafür braucht es große Seminarräume (10 m²/Person), damit alle gut Abstand halten können, ein klares Hygienekonzept (mit Desinfektionsmitteln und Abstand) und transparente Masken, die das Spiel auf der Bühne ermöglichen, aber zusätzlich zu den 1,5 m noch einen Spuckschutz beim Sprechen bieten.

Voller Elan ging es an die Umplanung und dank der Unterstützung der Theodissia Bühne Diez (liebe Esther, vielen DANK!!!) konnte das Wochenende tatsächlich stattfinden – mit 48 Teilnehmer*innen, dem Vorstand und den Referent*innen. Endlich wieder SPIELEN!

 

Neben den einzelnen Workshops gab es auch drei „Großgruppentreffen“ – als Einstieg und zum Vorstellen der Hygieneregeln, des Ablaufs und des Vorstands am Freitag Nachmittag, einen Morgenimpuls im Hof am Samstag und einer großen Schlussrunde am Sonntag im Hof nach der Präsentation.

Danke an Euch alle, die Ihr dabei wart. Es war uns eine große Freude, endlich wieder mit Euch Theater zu machen! Nach Eurem tollen Feedback planen wir für 2022 ein vergleichbares Wochenende…

 

Hier nun die Berichte aus den einzelnen Workshops:

 

Lehrgang 1 – Lichtdesign

 

Ein Workshop, eine Textpassage, unendliche viele Lichtdesigns.

 

Joachim Löw hatte die Leitung des Licht-Workshops inne. Am Freitag Abend gab es für seine Teilnehmer eine theoretische Einführung zum Basiswissen Bühnenlicht. Da die Bühne in der Aula des Sophie-Hedwig-Gymnasiums Diez über keine brauchbare Lichttechnik verfügte, waren die teilnehmenden Bühnen im Vorfeld gebeten worden, eigene Scheinwerfer und Lichttechnik mitzubringen. Gemeinsam wurde dann am Freitag Abend das mitgebrachte Material gesichtet und am Samstagmorgen aufgebaut. Nachdem sich verschiedene Teams den jeweiligen Genre zugeteilt hatten, wurden am Samstagnachmittag die anderen Lehrgänge besucht, die Szenen dort beobachtet, um dann im Anschluss ein jeweils passendes Lichtkonzept für die Aula-Bühne zu erarbeiten. Am Sonntagvormittag konnten dann alle anderen Lehrgänge mit dem Technikteam jeweils kurz auf der Bühne proben, bevor ab 14 Uhr die Präsentation startete.

 

Die Stimmung im Technik-Team an diesem Wochenende war locker und nachdem Joachim wusste, wie fit seine Teilnehmer sind, hat er sie sehr eigenverantwortlich arbeiten lassen – er selbst war aber immer im Hintergrund um bei Fragen und Schwierigkeiten ansprechbar zu sein (auch für mich aus der Orga :-)). Lieber Joachim, dafür von meiner Seite aus nochmal ein dickes Dankeschön – Deine Ruhe war wunderbar ansteckend!

 

Heike Mayer-Netscher, Mitglied des Vorstands  LV Amateutheater

 

Lehrgang 2 – Krimi

 

Wir spielen Szenen im Krimi-Genre – im Abenteuer einer Nacht

 

Referentin: Marion Beyer

 

Trotz Corona aber mit hervorragend Hygienemaßnahmen durfte man sich endlich mal wieder mit dem Theaterspielen beschäftigen. Ich entschied mich für Krimi und habe diesen Workshop genossen. Jahrelang habe ich in unserer Theatergruppe Regie geführt und nun zum ersten Mal spielen, ich war sehr aufgeregt. Aus dem Sommernachtstraum übten wir die Szene Oberon/Titania/Puck ein und mir wurde die Rolle des Oberon übertragen. Zum Glück hatte ich mich im Vorfeld ein bisschen in das Original eingelesen, da wusste ich wenigstens um was es geht.

 

Dank der tollen Regie und professionellen Führung von Marion Beyer ist uns allen die Bearbeitung dieses Stoffes leichtgefallen. Egal ob in Gesprächen oder in Erklärungen bei der Vorarbeit, bei den Zwischenproben, bei Einzelproben, bei allen Zwischenfragen oder bei der sogenannten Generalprobe, Marion hatte immer ein offenes Ohr für uns, ich habe soviel von ihr gelernt und ich glaube der Rest der Gruppe auch, an dieser Stelle nochmal mein persönlicher Dank an Marion Beyer. Es war ein sehr interessantes und lehrreiches Wochenende, der Vorstand hat sich in dieser schwierigen Zeit sehr gut vorbereitet und alles hat reibungslos geklappt. Dafür nochmal meinen herzlichsten Dank an den Vorstand. Ich werde versuchen auch an weiteren Lehrgängen teilzunehmen, wenn es die Zeit zulässt. Ich wünsche dem Vorstand, auch im Namen der Theodissa Bühne Diez, weiterhin alles Gute.

 

„OBERON“ Ilona Reinhard, Theodissa Bühne Diez

 

Lehrgang 3 – Märchen

 

Das Märchen als Erzählform reicht weiter zurück als alle anderen literarischen Formen und kommt in allen Kulturkreisen der Welt vor.

 

Referentin: Jule Hahn

 

Nach langer Wartezeit des Nichtstuns durften wir uns zu dem Workshop „Wir träumen vom Sommer“ treffen. Ich entschied mich für die Kategorie Märchen. Ich hatte überhaupt keine Ahnung was da auf mich zukommt, da ich mich bisher nicht so mit dem Thema Märchen befasst hatte. Ich nahm die Herausforderung aber an. Man soll auch mal Neues ausprobieren.

 

Am Freitag ging es, natürlich nach Corona-Richtlinien los. Mit einer großen Begrüßung machte sich jede Gruppe auf zu der ersten Unterrichtseinheit. Nach einer kurzen Vorstellung lernten wir auch gleich die Grundlagen des Märchens kennen.

 

Am nächsten Tag wurden die Grundlagen und Merkmale anhand eines Beispiels, der „Froschkönig“, vertieft. Nach lustigen Diskussionen und guten Konversationen mussten wir uns ja auch noch um den Text vom Sommernachtstraum kümmern. Jetzt hieß es, den Text in der Märchenperspektive zu sehen. Erst wurden mal die Rollen verteilt, was allerdings sehr schnell klar war. Dann haben wir uns in Gruppen aufgeteilt, um den Text zu bearbeiten. Was kann man da rein interpretieren, wenn man das mal aus der Sicht des Märchens sieht. Nach einiger Zeit war der Text bearbeitet. Am Ende des Tages hatten wir unseren Text so gut wie fertig. Dann haben wir festgestellt, dass es ohne Kostüme doch nicht geht. Märchen leben nun mal von Kostümen. Also haben die „Heimschläfer“ sich zuhause noch Gedanken gemacht was man mitbringen kann. Schränke durchforsten war angesagt.

 

Am nächsten Tag bin ich und andere Teilnehmer dementsprechend vollgepackt zum Unterricht gekommen. Auch andere Teilnehmer waren sehr erfinderisch. Da wurden sogar Servietten zum Kostüm umfunktioniert. Nach einer kurzen Aufwärmung machten wir noch mehrere Durchläufe. Dann waren wir dran mit der Generalprobe. Jetzt konnten wir sehen was die Technik, die schon am Samstag da war und sich Notizen gemacht hatte, umgesetzt hat. Es wirkte sehr schön und wir waren sehr zufrieden.

 

Später gab es dann den Auftritt der Gruppen. Ich war total begeistert was jede Gruppe aus dem Text gemacht hat. Wir waren als letzte dran und es hat uns sehr viel Spaß gemacht.

Mein Fazit von diesem Wochenende war, dass es eine sehr gut gelungene Veranstaltung war. Alles war gut organisiert und es war sehr schön. Nach dieser komischen Zeit war dieser Workshop eine gute Abwechslung und man konnte endliche wieder Theater spielen.

 

Vielen Dank auch an Julia Hahn, die unsere Dozentin war. Es hat sehr viel Spaß mit ihr gemacht und sie hat mir viel beigebracht. Gerne wieder.

 

Esther Koder, Theodissa Bühne Diez

 

Lehrgang 4 – Drama

 

Drama trifft Komödie: Streit und Missgunst finden wir im Drama zu Genüge. Und in der Komödie? Auch da stoßen wir auf diese spannenden Motive.

 

Referentin: Verena Gerlach

 

Der Workshop mit dem Schwerpunkt „Drama“ fand unter der Leitung von Verena Gerlach statt, die in diesem Jahr zum ersten Mal für den Landesverband als Referentin zum Einsatz kam. Die Teilnehmergruppe hätte dem Prinzip der generationenübergreifenden Theaterarbeit nicht gerechter werden können: die jüngste Teilnehmerin war 12 Jahre alt, die älteste 86 – darüber freuten sich alle 10 Workshopteilnehmer*innen sehr und genossen die gemeinsame Arbeit, in der sie viel voneinander lernen konnten. Die besonderen Hygienevorgaben – insbesondere die Abstandregeln – machten sich Leitung und Teilnehmer*innen zum Prinzip und spielten damit: In verschiedenen Körper- und Raumübungen loteten sie aus, welche Wirkung die Distanz erzeugte – sowohl beim Zuschauer als auch bei sich selbst als Schauspielern und entsprechend der Rollen, in die sie eintauchten. Besonders im Fokus standen die Blicke und die Körperarbeit in Kombination mit Musik: Was passiert, wenn ich in einer bestimmten Haltung  (z.B. „fordernd“) auf jemanden zugehe? Welchen Unterschied macht es, wenn ich dies langsam oder ganz schnell tue? Wie wirkt es, wenn dies beide Akteure aus zehn Metern Entfernung tun oder sie sich dabei wie zwei Tiere umkreisen, bereit zum Angriff? Was, wenn nur einer in Bewegung ist, der andere ruhig auf seiner Position verharrt? Und welche Wirkung haben dabei verschiedene Musikstücke, die verschiedene Stimmungen provozieren?

 

Für die abschließende Inszenierung der Szene aus dem Sommernachtstraum wurden diese Gänge und Haltungen dann ganz gezielt eingesetzt und mit Licht und Musik unterlegt. Der gesprochene Text wurde auf ein Minimum reduziert um den Fokus von der Wirkung der Bilder nicht abzulenken. Alle Beteiligten waren erstaunt darüber, wie wenig Worte nötig sind, um eine Geschichte zu erzählen und wie stark der Körperausdruck zur Geltung kommt, wenn man tief in ein Gefühl oder eine innere Haltung einsteigt. Sehr eindrucksvoll klingen die Bilder noch bei allen Beteiligten nach!

 

Lehrgang 5 – Komödie

 

Wie können wir komisch sein und welche Mittel helfen dabei? Was macht das Genre „Komödie“ aus?

 

Referentin: Petra Newiger

  

  1. 1. Tag: Ankunft und Kennenlernen

 

Nachdem wir alle angekommen sind, haben wir uns im Hinterhof getroffen und haben eine große Kennenlernrunde mit allen Teilnehmern gemacht. Am Abend sind wir in den jeweiligen Gruppen z

u unseren Proberäumen gefahren und

haben uns nochmal in der kleinen Gruppe vorgestellt. Unsere Leiterin, Petra, hat mit uns Kennenlernspiele gemacht und uns kleine Textausschnitte von unserer Szene gegeben um uns langsam auf den Text/die Szene vorzubereiten. Wir haben die Textausschnitte immer in anderen Tonlagen und Emotionen gesprochen/gespielt, um dadurch die Sätze witzig erscheinen zu lassen. Dadurch haben wir gelernt wie man eine Szene in eine Komödie umwandelt.

 

  1. 2. Tag: Szene erarbeiten und fertigstellen

 

Am nächsten Morgen hatten wir einen Morgenimpuls von Heike mit allen Teilnehmern im Hof, um in den Tag zu starten. Anschließend sind wir wieder mit unserer Gruppe zum Probenraum gefahren. Wir haben uns den morgen lang weiter mit den Sätzen beschäftigt, um besser die Mimik und Gestik einer Komödie zu lernen. Kurz vor der Mittagspause haben wir uns dann die gesamte Szene angeschaut undgemeinsam durchgelesen und Ideen gesammelt. Nach der Mittagspause haben wir langsam begonnen die Szene spielerisch umzusetzen. Da wir glücklicherweise 4 Frauen und 4 Männer waren, haben wir uns in zwei Gruppen  – Frauen gegen Männer – eingeteilt. Nachdem jeder seine Textstelle bekommen hatte, sind wir in Zweierpärchen-Gruppen in den Hof gegangen und haben den Text gelernt. Als wir die Szene halbwegs vollendet hatten, gab es die ersten Licht- und Bühnenproben. Am Ende des Tages hatte jede Gruppe ihre Szene fertiggestellt, sodass wir nur noch bei uns vereinzelt etwas verbessern mussten.

 

3. Tag: Aufführung und Abfahrt

 

An dem letzten Morgen haben wir nur noch die Szene perfektioniert und haben sie noch oft durchgespielt. Kurz vor der Mittagspause haben wir eine Feedbackrunde gemacht und schon mal in der kleinen Gruppe „Auf Wiedersehen“ gesagt. Nach der Mittagspause ging es dann mit Schmetterlingen im Bauch zur Aula. Dort stellte jede Gruppe nacheinander seine Szene vor. Da wir Komödie hatten, haben wir den Spieß umgedreht und haben die Frauen stark wirken lassen, anstatt die Männer. Unsere Szene war sehr amüsant und es hat sehr viel Spaß gemacht. Nach den Aufführungen haben wir nochmal gemeinsam eine große Feedbackrunde gemacht und uns bei allen verabschiedet.

 

Liebe Petra, vielen Dank für die tolle Zeit!

 

Elli Mayer und Priska Gerster