Landesverband Amateurtheater Rheinland-Pfalz e.V.

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„Wir müssen mehr für uns trommeln!“

Fachtag „Seniorentheater - Kulturelle Bildung und Gesundheitsförderung im Alter“ gab wichtige Impulse

„Wir müssen mehr für uns trommeln!“

Welche Entwicklungen gibt es im Seniorentheater? Kann das Theater mit Seniorinnen und Senioren zur Gesundheitsprävention eingesetzt werden? Wie sind die Produktionsbedingungen, welches Standing hat das Seniorentheater in der Politik? Am 25. Juni fand im Haus im Park der Körber-Stiftung in Hamburg die Fachtagung „Seniorentheater – Kulturelle Bildung und Gesundheitsförderung im Alter“ statt. Rund 100 Teilnehmer und Gäste wurden hier von der Geschäftsführerin Susanne Kutz zum lebendigen Kulturaustausch begrüßt. „Diese Fachtagung rückt erstmals die gesellschaftliche, künstlerische und gesundheitsfördernde Wirkung von Seniorentheater ins Zentrum der öffentlichen Debatte“, betonte der Präsident des Bundes Deutscher Amateurtheater (BDAT) Norbert Radermacher in seinem Grußwort.

Fachvorträge, Best-practice-Beispiele und Podium-Interviews spiegelten das künstlerische Spektrum und Potential sowie aktuelle Tendenzen der Seniorentheaterszene.

Seniorentheater trägt dazu bei, die Lernfähigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten, es fördert soziale Aktivität, kognitive und motorische Kompetenzen. Eine wissenschaftliche Präventionsstudie zur Wirkung von Seniorentheater gibt es in Deutschland allerdings noch nicht, das erklärte Prof. Gerhard W. Eschweiler vom Geriatrischen Zentrum am Universitätsklinikum Tübingen. Katharina Hauschildt, Teamleiterin Prävention der AOK-Regionaldirektion Hamburg, machte deutlich, dass die Wirkung von Seniorentheater zuerst in medizinischen Studien nachzuweisen sei, bevor eine Förderung durch die Krankenkasse im Rahmen der Gesundheitsvorsorge in Betracht käme.

In Südtirol ist man hier schon einen Schritt weiter. Maria Thaler-Neuwirth, Theaterpädagogin und Dozentin für Seniorentheater im Südtiroler Theaterverband, hat im Auftrag und mit der finanziellen Förderung des Landes Südtirol, Abteilung Soziales, in der Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb ein Kurztheaterstück zum Thema „Sturzprävention“ erarbeitet.
Die Mischung aus humorvoller Darstellung und theoretischer Vermittlung hat Erfolg: Mehr als 40 Aufführungen wurden bereits an verschiedenen Orten Südtirols aufgeführt.

Der Fachtag stellte die besondere Bedeutung des Seniorentheaters im Kontext von Kunst, Gesellschaft und Gesundheit heraus, zeigte aber auch, dass der Mehrwert für die Gesellschaft noch längst nicht in der Öffentlichkeit und vor allem in der Politik angekommen ist. In einem ersten Fazit sagte Nils Hanraets stellvertretend für den Bundesarbeitskreis Seniorentheater im Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT): „Das Seniorentheater ist sehr vielfältig und hat ein großes Potential, aber wir müssen mehr trommeln, uns kulturpolitisch stärker bemerkbar machen, mehr Lobbyarbeit leisten und uns stärker in die Öffentlichkeit bringen“.

Veranstalter war der Bund Deutscher Amateurtheater in Zusammenarbeit mit seinem Bundesarbeitskreis Seniorentheater, in Kooperation mit dem Haus im Park der Körber-Stiftung sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO),
dem Bundesverband Theaterpädagogik e.V. (BuT) und kubia – Kompetenzzentrum für Kultur und Bildung im Alter, Remscheid.
Die Tagung wurde gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Der BDAT wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Foto: Katrin Kellermann

Gemeinsames Publikums-Trommeln für das Seniorentheater mit BDAT-Präsident Norbert Radermacher (vorne rechts), daneben Prof. Gerhard W. Eschweiler vom Geriatrischen Zentrum des Universitätsklinikums Tübingen.