Landesverband Amateurtheater Rheinland-Pfalz e.V.

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Theater überschreitet Grenzen

Zweites Festival "Theaterwelten"

Theater überschreitet Grenzen

„Die ‚Theaterwelten‘ waren ein Fest der Emotionen und der Inspirationen und ein Höhepunkt im internationalen Amateurtheater. Wir alle gehen heute berauscht, beflügelt und auch traurig auseinander, wissend, dass wir uns erst in zwei Jahren in Rudolstadt wiedersehen“, so fasste Simon Isser, der Präsident des Bundes Deutscher Amateurtheater, die zweite Ausgabe des Festivals Theaterwelten zusammen. Mit dieser Ausgabe „Theaterwelten“ hat der Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) gemeinsam mit dem Thüringer Theaterverband und dem Institut für Theaterwissenschaft Leipzig die Frage nach den Grenzen in einer transkulturellen Gesellschaft gestellt: Rudolstadt bot vom 22. bis 25. Juni den Raum für einen transkontinentalen Theateraustausch aus der lokalen und globalen Perspektive der theatralen Praxis und Forschung sowie zivilgesellschaftlicher Positionierung.

Theatermacher aus Neuseeland, Belgien, Chile, Nepal stellten in Aufführungen und praktischen Workshops ihre Arbeitsweisen und -hintergründe vor. Dieser grenzenüberschreitende Ansatz wurde in der Fachtagung des Centre of Competence of Theatre (Institut für Theaterwissenschaft Leipzig) unter dem Titel „Fremde spielen. (Amateur) Theater transkulturell“ diskutiert.

„Das transkulturelle Theater ist an der Zeit!“, eröffnete Prof. Günther Heeg seinen Vortrag zu seiner aktuellen Forschung zum Transkulturellen Theater. Aufführungen und Workshops belegten die Aktualität dieser These und stellten auf sehr konkrete Weise die kulturelle Grenze zwischen Eigen und Fremd in Frage.

Dieses künstlerische „Ins Spiel bringen“ und lustvoll „Aufs Spiel setzen“ gewohnter, manchmal stereotyper Perspektiven auf Kultur wurde indes zu Teilen durch die gegenwärtige Politik beschnitten.

Die Aufführung „1980 and upwards“ vom „Studio El Brova“ aus Kairo in Ägypten musste kurzfristig abgesagt werden, da die deutsche Botschaft in Kairo der Theatergruppe das Einreisevisum verweigerte. Die Festivalgäste und Ensembles bekundeten ihren Protest und ihre Solidariät mit einer spontanen performativen Videobotschaft.

„‚Theaterwelten 2017‘ war ein kleines Pflaster, das die Risse dieser Welt nicht zudecken kann, aber für einen kurzen Moment den Raum öffnet, die Grenzen des vermeintlich Eigenen und Fremden zu überschreiten“, so der künstlerische Leiter und Bildungsreferent des BDAT Stephan Schnell. Der lokale Festivalbeitrag war die theatrale Intervention des Rudolstädter „Nachbarwelten“-Projektes. Eine Zusammenarbeit  zwischen der Rudolstädter Gemeinschaftsunterkunft und Jugendlichen aus der Region.

Mit der Tanztheater-Performance „a warm place“ stellte die belgische Formation „Collectief Verloren“ den schmerzlichen Prozess der Entgrenzung und Auflösung von Identitätskonzepten des Selbst ins Zentrum.

Eine extrem physische Interpretation des psychologischen Dramas „skin tight“ von Gary Henderson über die Beziehung zwischen einem Maori und einer Pakeha (Nicht-Maori-Frau) war der Beitrag des neuseeländischen „Quartett theatre company“.

„Malini“, das poetische Drama des nepalesischen Literaturnobelpreisträgers Tagore, diente dem „theatre village“ dazu, den mythischen Kampf um die Grenzen von Religion und Konvention auf die aktuelle politische Situation in Südostasien zu übertragen.

Wie politisch zirzensische Theatermittel eingesetzt werden können, zeigte das „Collectivo Racum“ aus Chile in den Gärten der „Thüringer Bauernhäuser“, Deutschlands ältestem Freilichtmuseum, mit „fire tongues“.

„Das war ein hochemotionales Festival, ein transkulturelles Netzwerktreffen mit außergewöhnlichen Gastspielen, internationalen Workshops hochkarätiger Theaterexperten und einer begleitenden Fachkonferenz des Institutes für Theaterwissenschaft Leipzig. Die`Theaterwelten´ sind eine besondere Bereicherung für das Kultur- und Theaterland Thüringen und die internationale Amateurtheaterszene, resümiert Frank Grünert, Vorsitzender des Thüringer Theaterverbandes und seit 25 Jahren Leiter nationaler und internationaler Theaterfestivals in Rudolstadt.

Die dritte Ausgabe des Festivals „Theaterwelten“ findet im Juni 2019 statt.

Theaterwelten wurde veranstaltet vom Bund Deutscher Amateurtheater und dem Thüringer Theaterverband in Kooperation mit dem Centre of Competence for Theatre des Insituts für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig, dem Theater Rudolstadt und dem theater-spiel-laden. Gefördert durch: Auswärtiges Amt, Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, BMFSFJ, Land Thüringen, Stadt Rudolstadt.   Umfangreiche Impressionen finden Sie auf dem Festivalblog unter www.theaterwelten.info