Unter der Leitung der beiden professionellen Maskenbildner Guido und Ivonne fand am 25. und 26. Oktober 2025 in Haßloch ein Maskenbildner-Seminar statt, das sich mit den zeitlichen und historischen Looks aus dem späten 19. Jahrhundert sowie den 1920er Jahren beschäftigte. Im Mittelpunkt standen dabei das Schminken und Frisieren, passend zu den jeweiligen Stilen. Von der Eleganz des späten viktorianischen Zeitalters bis hin zur glamourösen Dramatik der „Goldenen Zwanziger“.

Das Seminar erstreckte sich über ein ganzes Wochenende, wodurch wir ausreichend Zeit hatten, uns auszuprobieren und Schritt für Schritt an die verschiedenen Looks heranzutasten. Insgesamt nahmen 16 Teilnehmerinnen teil, die zu Beginn in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Abwechselnd befasste sich dann jeweils eine Gruppe, unter der Anleitung von Ivonne, mit dem Frisieren der Haare, während die andere gemeinsam mit Guido das Make-up erlernte.
Am ersten Tag beschäftigten wir uns mit den „Roaring Twenties“. Hier standen Dramatik und Ausdruck im Vordergrund: ein dunkles Augen-Make-up, das man im Alltag wahrscheinlich
als „drüber“ oder „verrückt“ bezeichnen würde, und ebenso dunkle Lippen, kombiniert mit einem hellen Teint. Um den typischen „Babylon Berlin“-Look zu erreichen, klebten wir unsere Augenbrauen mit speziellem Wachs ab und zeichneten sie schmal und leicht geschwungen wieder auf. Guido zeigte uns dabei immer wieder, wie man mit kleinen Akzenten große Wirkung erzielen kann, und griff nur unterstützend ein. Es ging weniger um Perfektion, sondern vielmehr darum, den Mut zu entwickeln, selbst kreativ zu werden. Auch die Haare wurden im Stil der 1920er Jahre frisiert: wir wickelten uns Locken, legten sie in Wellen und schmückten die Frisuren mit Stirnbändern, Federn und funkelndem Haarschmuck Ganz im Sinne des glanzvollen Flairs dieser Epoche.
Die
Atmosphäre während des gesamten Seminars war ausgesprochen angenehm und unterstützend. Wir halfen uns gegenseitig, gaben uns bei Bedarf Tipps und freuten uns ehrlich über die gelungenen Ergebnisse der anderen. Diese gegenseitige Wertschätzung trug dazu bei, dass sich jede Teilnehmerin wohlfühlte und auch den Mut hatte, diese im Alltag eher ungewöhnlichen Stile auszuprobieren. So entstand ein echtes Gemeinschaftsgefühl, als wir den Abend des ersten Seminartages, noch in voller Maske, gemeinsam in einem Restaurant ausklingen ließen.
A
m zweiten Tag stand die Epoche um das späte 19. Jahrhundert im Fokus. Bei den Frisuren ließen wir uns hier von traditionellen Oktoberfest- und Bauernzöpfen inspirieren. Es entstanden verspielte „Nestfrisuren“ mit viel Volumen und Toupierung, die den rustikalen und zugleich eleganten Stil dieser Zeit wunderbar einfingen. Außerdem lernten wir den professionellen Umgang mit Perücken, vom richtigen Locken und Stylen bis hin zum sorgfältigen Anbringen, damit sie auf der Bühne sicher sitzen und natürlich wirken. Beim Make-up dieser Epoche arbeiteten wir mit sanften Farben: ein heller, leicht glänzender Teint und zarte, fast puppenhafte Züge verliehen den Gesichtern einen nostalgischen Ausdruck, der perfekt zu den aufwendig frisierten Haaren passte. Auch dieser Stil erforderte Präzision und Feingefühl, was uns zeigte, wie viel Ausdruck und Charakter durch Maske und Haararbeit entstehen kann.
Am Ende des Wochenendes kamen wir noch einmal zu einem gemeinsamen Abschlussgespräch zusammen. Guido und Ivonne betonten dabei, wie wichtig die Arbeit der
Maske im Theater ist, nicht nur für das äußere Erscheinungsbild einer Figur, sondern auch für den inneren Prozess der Schauspielerinnen und Schauspieler. Die Maske hilft ihnen, buchstäblich in ihre Rolle hineinzuwachsen, sich zu verwandeln und ganz in das Bühnengefühl einzutauchen. Oft hat das Anlegen der Maske auch eine beruhigende, fast schon therapeutische Wirkung, da dieser Moment kurz vor dem Auftritt Raum für Konzentration, Ruhe und Vertrauen schafft. Abschließend gaben uns Guido und Ivonne mit auf den Weg, dass die Maske auch im Laientheater nicht bloß ein Klischee bedienen sollte, sondern eine Figur wirklich lebendig macht und damit einen essentiellen Teil der Theaterarbeit darstellt.
Alle konnten stolz auf unsere Ergebnisse blicken. Wir hatten nicht nur handwerklich viel gelernt, sondern auch ein tieferes Verständnis dafür entwickelt, wie sehr Maske und Frisur dazu beitragen, eine Rolle glaubwürdig zum Leben zu erwecken. Besonders schön war, dass wir in diesen zwei Tagen als Gruppe zusammengewachsen sind, es war ein kreatives, inspirierendes und menschlich bereicherndes Erlebnis.

