Landesverband Amateurtheater Rheinland-Pfalz e.V.

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Kulturverein „Kamäleon e.V.“ brachte „Peer Gynt“ auf die Bühne des Stadttheaters Idar-Oberstein

Auftragsarbeit des Kulturamtes zum Thema "Heimaten"

Kulturverein „Kamäleon e.V.“ brachte „Peer Gynt“ auf die Bühne des Stadttheaters Idar-Oberstein

Kulturell Interessierte konnten in der rheinland-pfälzischen Schmuckstadt mit der diesjährigen Eigenproduktion des Theatersommers sicherlich nachhaltig beeindruckt werden. Der Kulturverein Kamäleon e.V. Idar-Oberstein hat sehr erfolgreich das Stück „Peer Gynt“ von Henrik Ibsen als Auftragsarbeit des Kulturamtes zum Thema „Heimaten“ auf die Bühne des Stadttheaters gebracht. Die Vorbereitungen liefen über rund 6 Monate – mit einer „heißen Phase“ in den letzten 14 Tagen vor der Aufführung.


Dabei wählte die Regisseurin Kathy Becker zusammen mit ihrem Ensemble einen ausgesprochen kreativen, neuen Zugang zum Werk von Ibsen. Bewusst sollte vom schwierigen, von Schauspielern auf der Bühne gesprochenen Text Abstand genommen werden. Hier kam ihre Vorliebe für Theater ohne Sprache zum Tragen. Ihre Schauspieler gewann sie über eine öffentliche Ausschreibung in der Tageszeitung und natürlich über den Kulturverein und stieg mit ihnen ohne ein vorheriges Casting in die gemeinsame Arbeit ein. Da die Spieler gerne offen für Neues waren, konnte in den Proben durchgehend eine sehr gute Stimmung aufrechterhalten werden.

Für den musikalischen Teil wurden bekannte Melodien zitiert und eigene Kompositionen von Kai Becker dazu gesetzt. Dies erforderte eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Regie.

Für das interessante und von Dettmer Fischbeck ausgesprochen kreativ gestaltete Bühnenbild, welches im ersten Teil Norwegen und nach der Pause weitgehend Afrika verkörperte, brachte man überwiegend Papier und Holz ein. Eine immer wieder ein Stück weiter abgewickelte Packpapierrolle gab dabei en passant Erklärungen zu Peers Gemüt oder der Szene allgemein. Zwei Stühle, ein ausgedientes Küchenbüfett und eine Badewanne in der Bühnenmitte wurden in alle möglichen Szenarien mit eingebunden und dienten so beispielsweise als Bauernhof oder Residenz der Trolle.

Die Kombination aus pantomimischer Darstellung und der von Kai Becker durchgehend live gespielten Musik, gelegentlich unterstützt von eingespielten Dialogen, gab der Aufführung einen eigenen Dreh. Der Eindruck einer vergangenen Zeit wurde durch eine Videowand, die knappe Zeit- und Ortangaben in schwarz-weiß lieferte, noch verstärkt. Ein weiterer Blickfang, und sehr gut zu den Szenen passend, waren in diesem Zusammenhang auch die Kostüme im Stil der 1930er Jahre und die darauf abgestimmte Maske. Dies alles erinnerte, und so war es auch beabsichtigt, an die gute, alte Stummfilmzeit im expressionistischen Stil Friedrich Wilhelm Murnaus. Immer waren die Schauspieler herausgefordert, den fehlenden Text durch ausdrucksvolle, starke Mimik und Gestik auszugleichen – und dies gelang ihnen sehr gut. Tänzerische, manchmal nahezu fließende Bewegungen unterstrichen dabei deutlich den Inhalt der jeweiligen Szene.

Die große Spielfreude des Ensembles zeigte sich immer wieder, egal ob ein einzelner Akteur die Aufmerksamkeit auf sich zog oder alle zusammen als Einheit agierten. Bewundernswert war die Gelassenheit, mit der alle in einer Szene im Gleichklang wirkliche Zwiebeln schälten, während im Zuschauerraum vielleicht schon die eine oder der andere mit Tränen kämpfte. Wobei auch anzumerken wäre, dass über den ganzen Theaterabend hinweg alle Darsteller auf den Punkt konzentriert waren und, trotz sicherlich vorhandener Anspannung, ruhig und souverän ihre Aufgaben meisterten.

 

Der hochverdiente Lohn für die energiegeladene Darbietung war dann der starke und lange anhaltende Applaus des Publikums. Schauspieler und Regisseurin Becker erhielten anschließend noch viele persönliche Glückwünsche zum gelungenen Abend, ehe sie mit freudig strahlenden Gesichtern zur „After-Show-Party“ übergingen.

Es spielten: Myriam Denise Alff, Daniela Becker, Lilly Becker, Felix Fischbeck, Tanja Juchem, Robel Kidane Keshen, Anna-Lena Lommatzsch, Anita Reichardt, Jenny Seibel, Katharina Thomé und Ante Žižak.

Musik: Kai Becker

Licht und Bühne: Dettmer Fischbeck

Regie und Gesamtleitung: Kathy Becker

 

Eine Eigenproduktion von Kamäleon e. V. im Rahmen des Theatersommers Idar-Oberstein