Landesverband Amateurtheater Rheinland-Pfalz e.V.

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InterCultour 2019 in Neuwied und Nancy

Jugendliche aus beiden Ländern genießen den deutsch-französischen Kulturaustausch

InterCultour 2019 in Neuwied und Nancy

Künstlerische Impulse, interkulturelle Begegnung, sprachliche Kompetenzentwicklung und ein Kennenlernen der jeweiligen Kultur mit Vernetzungspotential, das ist die Idee hinter dem deutsch-französischen Projekt InterCultour, das bereits seit 2013 jährlich in unterschiedlichen Regionen Deutschlands und Frankreichs stattfindet. Veranstalter der zweiwöchigen Begegnung von jeweils sechs Jugendlichen aus beiden Ländern im Alter von sechzehn bis zweiundzwanzig Jahren sind der Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) und der französische Partnerverband Fédération Nationale des Compagnies de Théâtre et d’Animation (FNCTA). In diesem Jahr beteiligte sich der Landesverband Amateurtheater Rheinland-Pfalz an der Durchführung des Projektes, welches durch das Deutsch-Französische Jugendwerk, sowie das Ministerium für Kultur und Bildung des Landes Rheinland-Pfalz finanziell getragen wurde.

Am 18. Juli trafen die Jugendlichen, ihre Betreuer und die beiden Referenten in der Landesmusikakademie in Neuwied-Engers ein, die für die nächsten Tage Herberge und Übungsort sein sollte. Nach einem ersten Kennenlernen machten sich die Teilenehmer am nächsten Tag mit dem Text von Georg Büchners Lustspiel „Leonce und Lena“ vertraut, bevor es am Nachmittag zur ersten Exkursion nach Koblenz ging. Nach einem Stadtrundgang, bei dem sich die Jugendlichen gegenseitig die verschiedenen Sehenswürdigkeiten auf Deutsch und Französisch vorstellten, erhielten sie im Anschluss den Auftrag, sich mit den Menschen vor Ort bekannt zu machen und einige dem Stück entnommene Fragen zu stellen.

Was ist der Sinn des Lebens? Welches Ziel verfolgt der einzelne und wohin richten sich seine Träume?

Bereits am Abend wurden die Antworten angeregt diskutiert und die, sich bis zum Vortag noch fremden jungen Menschen, teilten auch ihre eigenen Gedanken zum Thema miteinander. Schnell entwickelte sich eine harmonische und vertrauensvolle Beziehung über alle sprachlichen und kulturellen Barrieren hinweg.

Trotz der großen Hitze wurde am nächsten Tag konzentriert und konsequent an der Textvorlage weitergearbeitet. Welche Figuren stellt Büchner in seiner Verknüpfung der romantischen Komödie mit der politischen Satire in den Vordergrund? Was macht die einzelnen Charaktere aus? Was sind deren Lebensziele und Hoffnungen? Wer hat die Fäden in der Hand und bestimmt das Handeln der anderen? Ist es der König oder vielleicht doch der Narr? Aber auch der Unterschied zwischen erlebter Langeweile und des Müßiggangs der Protagonisten wurde in der gemeinsamen Diskussion erörtert. Mit einem Spaziergang am Rheinufer und einem anschließenden kleinen kulinarischen Buffet, bestehend aus regionalen Spezialitäten aus den Heimatregionen der einzelnen Teilnehmer, fand der arbeitsreiche Tag dann seinen Ausklang.
Am darauffolgenden Donnerstag machte sich die Gruppe auf den Weg nach Andernach. Neben einer Führung durch die historische Altstadt, stand ein Besuch beim größten Kaltwassergeysir der Welt auf dem Programm. Während ein Teil der Gruppe anschließend auf eigene Faust weitere Sehenswürdigkeiten erkundete, nutzen andere die freie Zeit, die entspannte Atmosphäre in den Andernacher Rheinanagen zu genießen. Nach einem gemeinsamen Abendessen ging es dann zurück nach Neuwied.

Auf einen weiteren arbeitsreichen Tag in der Landesakademie folgte am Samstag ein weiterer Besuch in Andernach. In den Räumen des tik – theater im keller Andernach e.V. wurde nun die szenische Umsetzung des Bühnenstoffes angegangen. Wie man mit Jugendlichen aus zwei Kulturen mit verschiedenen künstlerischen Ansätzen an dieser Vorlage arbeiten kann und was sich in so kurzer Zeit unter der professionellen Leitung von Rosmarie Nouhaud-Heim aus Brest/Frankreich und Christian Schröter aus Bautzen/Deutschland auf der Bühne darstellen lässt, konnte schließlich am 21.07.2019 ebenfalls im tik bewundert werden. Neben zahlreichen Vertretern des Landesvorstandes fand auch der Präsident des BDAT, Simon Isser, den Weg nach Andernach, zur ersten Zwischenpräsentation der Theaterreise. Die Zuschauer zeigten sich tief beindruckt von der Leistung der jungen Darsteller und der sie begleitenden Theaterpädagogen, die eine hervorragende Vorstellung boten. Besonders bemerkenswert erschien dies auch vor dem Hintergrund, dass einige Teilnehmer zum ersten Mal auf einer Theaterbühne standen. Auf die Vorstellung folgten viele angeregte Gespräche mit dem Publikum, bevor die Jugendlichen dann am 22.07. zum Théâtre de la Roële in Villers-lés-Nancy in Frankreich weiter reisen durften. Dort fand dann nach einer weiteren arbeitsamen und erlebnisreichen Woche die zweite Präsentation statt, die ebenfalls zu begeistern verstand.

 

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