Landesverband Amateurtheater Rheinland-Pfalz e.V.

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46. Multiplikator*innenschulung im Kinder- und Jugendtheater

Schwerpunkt: "Theater mit Jugendlichen"

46. Multiplikator*innenschulung im Kinder- und Jugendtheater

Der BDAT lädt in Zusammenarbeit mit dem Bundesarbeitskreis Kinder- und Jugendtheater zur 46. Multiplikator*innenschulung im Kinder- und Jugendtheater in die Jugendherberge Wetzlar ein.

 

HALTUNGEN! Theaterfortbildung in 5 Werkstätten

 

Werkstatt 1: über HALTUNG: Meine Anleiter*innen-Rolle in der theaterpädagogischen Arbeit

Foto: Paula Rieker

 

Referent: Dominik Eichhorn

 

Grundlagenkurs

 

Theaterpädagog*innen stehen vor der Herausforderung, Workshop- und Probeeinheiten mit unterschiedlichen Zielgruppen, zu diversen Themen und aufgrund unterschiedlicher organisatorischer Begebenheiten konzipieren zu müssen. Dabei spielt die situativ geplante sowie spontane Haltung gegenüber Gruppe, Thema oder Moment eine bedeutsame Rolle. Dieser Workshop möchte anhand von eigenen Erfahrungen und Möglichkeiten der Selbsterprobung Sicherheit(en) im Finden der eigenen Anleitungshaltung geben. Wie kann ich mich gegenüber einer herausfordernden Zielgruppe als Anleiter*in positionieren? Welchen Teil trage ich persönlich dazu bei, dass sich eine Gruppe mit einem schwierigen Thema auseinandersetzt? Weshalb können äußere (organisatorische) Faktoren die Wahl meiner Haltung als Anleiter*in maßgeblich beeinflussen? Die Teilnehmenden sind am Ende des Workshops befähigt, auf einen Methodenkatalog zurückzugreifen, um sich in ihren eigenen Haltungen in der theaterpädagogischen Arbeit bestärkt zu fühlen.

 

Dominik Eichhorn ist seit 2008 Theater- und Kulturvermittler. Er absolvierte seinen Master of Arts in Medienwissenschaft (Schwerpunkt: Dramaturgie) in Berlin. Dominik arbeitete mit Kindern und Jugendlichen in herausfordernden Bezirken Berlins (u.a. für Theater Strahl), macht Freilicht- und Innenraumtheater mit Mehrgenerationengruppen des Amateurtheaters (u.a. Spiellust Michelstadt) und arbeitet als Autor & Dozent in unterschiedlichen Theater- sowie Medienkontexten (u.a. Humboldt-Universität zu Berlin). Seit 2017 ist er Bildungsreferent im BDAT und koordiniert seit 2020 das Projekt „Land in Sicht!“ für Amateurtheater in ländlichen Räumen.

 

Werkstatt 2: Klappe HALTEN und mit dem Körper erzählen – Nonverbale Theaterpraxis

Foto: Thomas Kopold

 

Referent: Christian Schröter

 

Grundlagenkurs

 

Es wird zu viel geredet. Ständig, immer, überall. Doch bevor Geschichten im Wortbrei untergehen, fangen wir an, sie mit unseren Körpern zu erzählen. Es gilt, die Grammatik der Gesten unserer Hände und Arme zu entdecken, auf die feinen Klänge unserer Mimik zu hören und die Besonderheiten unseres eigenen Körpers zum Reden zu bringen – ganz ohne die Tätigkeit der Stimmbänder. Der Kurs will in spielerischer und aktiver Form die Grenzen des Erzählbaren allein mit unseren Körpern austesten, will genau hinschauen in die Vielfalt der Körpersprachen und uns neue Vokabeln entdecken lassen. Es geht um die Diversität menschlicher Typen, um die Fülle der Beziehungen und Interaktionen zwischen Menschen und um den richtigen Ausdruck für die Bühne des Theaters als auch des Lebens. Wir gehen gemeinsam den Fragen nach, was unser Körper erzählt, auch wenn wir den Mund nicht öffnen und wenn wir scheinbar nichts sagen? Welche Wege findet unser Körper, um unsere Gefühle auszudrücken? Was lesen wir in den Gesichtern und Gesten anderer Personen und finden heraus, wie uns das im Alltag helfen kann? Was passiert bei der Begegnung von zwei Menschen, die keine gemeinsame Sprache sprechen, die sich ganz ohne Worte verständigen müssen? Können die sich unterhalten, ja sogar gemeinsame Geschichten erzählen? Und wie genial komisch können Missverständnissen sein? Im Seminar werden wird fast ganz ohne gesprochene Texte auskommen, dafür unsere Körper in den Mittelpunkt des Erzählens stellen, versteckteste Ausdrucksmöglichkeiten entdecken und uns damit für die Welt rüsten. Wir werden den Beweis erbringen, dass man einen Theaterklassiker auch ohne Worte verständlich und pointiert spielen kann.

Wir werden der wortlosen Kunst auf den Grund gehen, dabei sprachliche Grenzen überwinden, nicht ohne Witz Missverständnisse heraufbeschwören und das Wirrwarr von Gestik und Mimik verschiedener Kulturen gleich wieder entwirren. Voraussetzungen für diesen Workshop sind Spiel- und Bewegungsfreude sowie bequeme Kleidung.

 

Christian ‚Grisch‘ Schröter reist gern. Er kommt aus Rudolstadt / Thüringen, wo er vor gut 25 Jahren mit dem Theaterspiel begann, dann auf Reisen ging – thematisch als auch räumlich – dann Kulturgeographie in Berlin studierte und dort die jungen Artist*innen des „Circus Sonnenstich“ trainierte. Dann reiste er wieder weit in die Welt und arbeitete zum interkulturellen Dialog im Nahen Osten. Zurück in Thüringen war er Teil des theaterpädagogischen Teams im „Stellwerk“, dem jungen Theater in Weimar. Nach einer erneuten Reise-Zeit mit Workshop-Tätigkeiten u.a. in Uganda, Mexiko und Belgien ist er derzeit im Ostsächsischen Bautzen tätig, erst als Theaterpädagoge am zweisprachigen Deutsch-Sorbischen Volkstheater und nun als Bildungsreferent für Theaterprojekte in der Gedenkstätte des ehem. Stasi-Gefängnisses. Sein Herz schlägt für die clowneske Pantomime, für (inter)nationale Theaterfestivals und die Begegnungen mit Menschen über die Begrenzungen der Sprache hinaus. Er tritt auf Bühnen, Festivals und der Straße auf und gibt bis heute Workshops zu Interkulturalität, Pantomime, Clownerie, Märchentheater und theatraler Intervention.

 

Werkstatt 3: HALT! Alle ins Theater

 

Referenten: Jan Meyer & Frangiskos Kakoulakis

 

Grundlagenkurs

 

Wie funktioniert Inklusive Theaterarbeit: praktische Übungen, Struktur und Schwerpunktsetzung in Workshops mit Menschen mit und ohne Behinderung. Wie kaum eine andere Kunst vermag es das Theater Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen miteinander zu vereinen. Das gemeinsame kreative Arbeiten schafft Räume und Vertrauen auf Augenhöhe. So sind in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum immer mehr inklusiv besetzte Theaterprojekte entstanden, die ihren Fokus auf diesen verbindenden Aspekt der Schauspielerei gelegt haben.

Eines dieser Projekte ist die Freie Bühne München/FBM e.V., das erste inklusive Theater in München. Hier werden nicht nur inklusiv besetzte Theaterproduktionen realisiert, sondern in einem Ausbildungsprogramm auch Menschen mit Behinderung für den Schauspielberuf qualifiziert. Der Leiter dieser Ausbildung und Künstlerische Leiter der Freien Bühne München/FBM e.V. Jan Meyer führt in der Werkstatt „Theater für alle“ in die Grundlagen der inklusiven Theaterarbeit ein. Unterstützt wird er dabei von Frangiskos Kakoulakis, Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele und Absolvent der Schauspielausbildung an der Freien Bühne München. Gemeinsam erkunden die Teilnehmenden hier praktische Theaterübungen, entwickeln eigene Szenen und inszenatorische Ansätze für eigene inklusive Arbeiten, erhalten Einblick in theoretische Grundlagen und lernen ein inklusiv besetztes Projekt zu planen.

Foto: Markus Burke

 

Jan Meyer ist gebürtiger Saarländer und arbeitet seit 2010 als freier Autor, Regisseur und Performer. Seine ersten Theaterstücke inszenierte er in freien Theatern sowie dem Überzwerg – Theater am Kästnerplatz in Saarbrücken, bevor er 2011 zum Studium der Theaterwissenschaften und Ethnologie an die FU Berlin ging. Eigene Inszenierungen und solche mit dem Performancekollektiv girl to guerilla führten ihn unter anderem zu Theatern in Bern, Berlin, Bad Segeberg, Ludwigshafen, Potsdam und Osnabrück. Seit 2015 ist er Künstlerischer Leiter der Freien Bühne München/FBM e.V. und dort verantwortlich für Konzeption und Umsetzung der Projekte sowie der inklusiven Schauspielausbildung. Neben seiner Tätigkeit an der FBM, arbeitet er als Berater für die Münchner Kammerspiele, gibt Workshops zu inklusivem Theater und leitet die Theatergruppe Der Blick für Menschen mit Psychiatrieerfahrung.

Foto: Privat

 

Frangiskos Kakoulakis, 1998 in Dachau geboren, begann 2017 eine Qualifizierungsmaßnahme für den Schauspielberuf an der Freien Bühne München/FBM e.V.. Diese schloss er 2020 mit der Bühnenreife ab. Während seiner Ausbildung stand er bereits in Produktionen der FBM als Woyzeck (WOYZECK, 2018) sowie in verschiedenen Rollen in LULU (2019) und Die Nashörner (2020) auf der Bühne. Darüber hinaus sammelte er in dieser Zeit erste Erfahrungen bei Film und Fernsehen. Seit Januar 2021 ist er festes Ensemblemitglied an den Münchner Kammerspielen und war dort zuletzt in Frau Schmidt fährt über die Donau (Text/Regie: Anne Habermehl) zu sehen.

 

Werkstatt 4: HALTET die Balance! Zirkus und Akrobatik, Rollenhaltung und Stückbearbeitung

Foto: Babette Ulmer

 

Referenten: Nicolas Reyes Camacho und Matias Urroz Richards

 

Aufbaukurs für Fortgeschrittene

 

Sich möglichst vielen Menschen verständlich zu machen, und gleichzeitig künstlerisch Qualität zu bieten, ist eine Kunst, die viele Tools benötigt. Der große Werkzeugkoffer der beiden chilenischen Workshopleiter Nicolas Reyes  Camacho und Matias Urroz Richards beinhaltet hierfür einen bunten Blumenstrauß an Fertigkeiten, die immer wieder neu kombiniert werden können: von Zirzensik bis zum Bühnenkampf, von Soundexperimenten über Luftakrobatik bis zur Clownerie. Lateinamerikanisches Theater ist auch Soziokultur, daher stehen hinter den Inszenierungen viele philosophische, politische und soziale Fragen. Für ein Theaterstück ein konzentriertes Konzept und die richtigen Werkzeuge auszuwählen und einzusetzen benötigt einen klaren Blick für Balance und Mut zur Improvisation. Beides wird von den Workshopleitern humorvoll und professionell gelehrt. In diesem Workshop geht es darum, den unterschiedlichen Energien im eigenen Körper sinnvoll Einhalt zu gebieten und daraus künstlerische Strategien zu entwickeln.

 

Das aus Chile stammende Duo arbeitet und lehrt seit vielen Jahren gemeinsam mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Beispiele hierfür sind Aktivitäten im
Colectívo Racún (Santiago de Chile) oder bei Stage Divers(e) in Esslingen. Als Physiotherapeut konzentriert sich Matias Urroz mehr auf den Einsatz von Kampfkünsten während Nicolas Reyes als Ingenieur tänzerische Elemente und Aspekte von Performance-Theater strukturell zusammenführt („management of the body“). Beide verbinden ihre professionellen Tools in den Bereichen Luftakrobatik, Transkulturelles Theater und Diversität und ihr diszipliniertes, strategisches Vorgehen sowohl im eigenen künstlerischen Ausdruck als auch in der Lehre.

 

Werkstatt 5: unterHALTUNG: Spitzen spritzen – Das Kabarett

Foto: Mikael Fors Janser

 

Referentin: Katrin Janser

 

Grundlagenkurs

 

Durch die faszinierende Kunstform Kabarett können Ensembles mit geringem technischem Aufwand Haltung zeigen. Alles, was ärgert, oder für uns absurd ist können wir anschaulich umsetzen. Aber wie entwickle ich ein eigenes Kabarett Programm? Wo beginne ich? Welche Strukturen und Darstellungsformen eignen sich und wie setzt man die Pointe richtig? Wie setzt man Einzeltexte, Lieder und Sketche richtig zusammen, damit es dramaturgisch sinnvoll ist? Welche schauspielerischen Mittel und Techniken sind zu beachten? Was darf man denn heute überhaupt noch sagen? Worüber lacht der Mensch und wie bringe ich meinen Humor in den Alltag zurück? Wir gehen gemeinsam auf Ideensammlung, entwickeln, schreiben, spielen unsere erarbeiteten kabarettistische Nummern. Vielleicht drängt sich uns ein Lied auf? Ein Klavier ist vorhanden und jegliche weiteren Instrumente wie Gitarre, Akkordeon und Perkussion sind willkommen, denn Musik ist ein Bestandteil eines Kabarettprogrammes. Dieser Werkstatt eignet sich für Schauspieler*innen, Schreiber*innen und Musiker*innen gleichzeitig.

 

Katrin Janser wurde in die Theaterfamilie Janser geboren und hatte ihren ersten Auftritt mit 3, ihr erstes Auslandgastspiel mit 11 Jahren. Sie ließ sich zur Theaterpädagogin & Schauspielerin ausbilden und ist anerkannte Kursleiterin des Schweizer Theater Verbandes (ZSV) sowie des Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT). Sie arbeitet an diversen Schulen als Lehrerin für Theaterimprovisation & Rhythmik, gibt Module für diverse Universitäten und war lange Zeit Gastdozentin und Prüfungsexpertin an der „Akademie für Improvisationstheater Zürich (AFIS)“. Zugleich ist sie Co-Leitern des Kinder- und Jugendtheater Turgi, leitet diverse Schauspielkurse in der Stadt Zürich und gibt Rollencoaching für professionelle Schauspieler*innen. Als Ensemblemitglied stand sie lange Zeit bei Improsant (Zürich) sowie Improvenös (Baden) auf der Bühne. Mit ihrem Kabarett-Ensemble «Die Kratzbürsten» hat sie in der Schweiz bereits mehrere erfolgreiche Kabarettprogramme entwickelt und aufgeführt. Ferner ist sie Präsidentin der Europäischen Theater Treffen EDERED (Europarat Straßburg) und ist im künstlerischen Beirat des Europäischen Theaterhauses Lingen.

 

Weitere Einzelheiten finden sich in der Ausschreibung des BDAT.

 

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